Titan Cement

Unternehmensanalyse: Titan Cement Company

Die Titan Cement Company ist in den falschen Regionen tätig. Der Zementmarkt ist regional begrenzt. Mit Griechenland, Ägypten und den USA (Virginia und Florida) als Kerngebiete ist das Unternehmen derzeit zu teuer. Nur die Türkei bereitet ein wenig Freude.

Heute beschäftige ich mich mit einem weiteren Unternehmen der Value Nebenwerte meiner Leser – der Titan Cement Company. Auf Basis der durchschnittlichen zehn Jahre Eigenkapitalrendite hat das Unternehmen ein KGV von unter 5. Das griechische Unternehmen ist 1902 gegründet worden und stellt hauptsächlich Zement her, aber auch Betonsorten in diversen Arten, Transportbeton, vorgefertigte Betonteile sowie Baustoffe. Das Hauptprodukt Zement ist ein wenig differenzierbares Schüttgut. Interessanterweise sind die Transportkosten im Verhältnis zum Produktwert relativ hoch. Dies betrifft sowohl die Anlieferung der Rohstoffe, als auch die Lieferung des fertigen Produktes. Zementunternehmen unterscheiden sich damit signifikant von andern Rohstoffunternehmen, wie z. B. die von mir analysierte K+S AG. Laut dem Magazin Südwind ist ein Transportweg von 300 km das Maximum. Ein echter Weltmarkt existiert nicht. Damit unterscheiden sich die Marktsituation (Überangebot/Versorgungsengpass) und  die Preisentwicklung je nach Region und Zeit. Ich schliesse daraus, dass man von regionalen monopolartigen Strukturen ausgehen kann.

Das Problem der Titan Cement Company sind schlechte Absatzmärkte

Darauf basierend ist das Problem der Titan Cement Company, dass sie nicht in attraktiven Regionen tätig ist. Sie ist in Griechenland (3 Werke), in Serbien, Bulgarien, Kosovo, Albanien und Mazedonien (5 Werke), in der Türkei und Ägypten (3 Werke) sowie in den USA (2 Werke) tätig. Abgesehen von der Türkei waren alle Regionen 2012 schwierig. Berücksichtigt man die Entwicklung der einzelnen Regionen, finde ich beeindruckend, dass es den ersten Verlust seit 1951 erst 2012 gab. Mit einer Kapazität von 25 Mio. Tonnen Zement pro Jahr (Vergleich: Holcim 211 Mio. Tonnen), ist die Titan Cement Company zudem relativ klein (nicht unter den Top Ten-Zementherstellern). Prinzipiell stört mich das nicht. In diesem Fall fehlt aber die Diversität, um schwache Regionen auszugleichen.

Die Strategie ist gut, die Bewertung trotzdem zu hoch

Aufgrund der veränderten Marktsituation liegt der Fokus der Titan Cement Company seit 2008 auf der Generierung von Free-Cash-Flow, um die finanzielle Flexibilität zu erhöhen, die Reduzierung von Kosten, um diese an die Nachfrage anzupassen, und auf dem Versuch die Präsenz in ihren Emerging Markets zu erhöhen. Alles Massnahmen, die als Reaktion auf die veränderten Verhältnisse sinnvoll erscheinen. So hat das Unternehmen laut eigenen Angaben ihre Nettoverschuldung zwischen 2008 und 2012 um 50 % auf 596 Mio. Euro reduziert. Ich komme allerdings auf 655 Mio. Euro (1‘372 Mio. Euro Schulden minus 717 Mio. Euro kurzfristiges Vermögen). So oder so, es bleibt eine Nettoverschuldung. Besser sieht die Eigenkapitalquote aus, diese liegt aktuell bei 54 %. Dies entspricht beim aktuellen Kurs (20,- Euro) einem KBV von ca. 1.

Fazit

Auf Grund dieser Bewertung beende ich meine Analyse hier. Ich sehe keine günstige Bewertung der Anlagen und habe kein grosses Vertrauen in die Märkte der Titan Cement Company. Natürlich war die Eigenkapitalrendite vor 2008 atemberaubend mit über 20 %. Ich sehe aber kein Grund für die Annahmen, dass diese Rendite in absehbarer Zeit wiederkommen wird, damit ist die Firma für mich im Moment zu teuer und nicht interessant.

3 Kommentare
  1. Chris sagte:

    Es gibt sicher einige interessante Cement-Hersteller, aber ob Titan dazugehört weiß ich nicht. Außerdem gibt es einige große Cement-Produzenten. Ob man hier von einem Monopolmarkt ausgehen kann, glaube ich eher nicht. Ich nehme an, dass es in dem Bereich recht viele Preisabsprachen gibt (siehe HeidelbergCement – die wurden bereits zu Strafen verdonnert. Bei den anderen wird das vermutlich ähnlich sein.) Vielleicht wäre Cimentis Francais (http://www.cimfra.fr/ENG) noch ein interessanter Kandidat, nachdem du dich bereits in den Cement-Markt eingelesen hast. Frank Fischer von Shareholdervalue hatte die in seinem Depot… Grüße

  2. Till Schwalm sagte:

    Hi Chris, die Umsatzverteilung war 2012 wie folgt: USA 369 Mio. EUR, Ägypten/Türkei 296 Mio. EUR, Griechenland 240 Mio. EUR, Südost Europa 225 Mio. EUR. Es gibt keinen neuen Player im Markt. Ich sehe aber auf Grund der politischen Situation in Ägypten und Griechenland in absehbarer Zeit keine grossen Markt für Zement. Ich zumindest würde bei so einem instabilen Umfeld keine Bauprojekte beginnen, diese Haltung übertrage ich auf die Allgemeinheit. D.h. selbst wenn sich die Situation mittelfristig beruhigen würde, müsste Bauprojekte erst gestartet werden, bis es zum Absatz von Zement kommt. Diese Marktlage hat mich dazu gebracht zu entscheiden, dass die Titan Cement Company zum derzeitigen Preis kein gutes Investment ist. Ich mag mich irren und vielleicht sind die Kosten flexibler als gedacht, aber auch dann werden wir ceteris paribus auf absehbare Zeit nicht die Renditen von vor 2008 sehen. Wie ist deine Einschätzung? BG, Till

  3. Chris sagte:

    Wie sieht denn die Umsatzverteilung aus? Wieso soll es nicht wieder zu diesen Renditen kommen? Gibt es einen neuen Player in dem Markt?

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